Warum ich Visionboards und überhaupt Collagen liebe
Mein allererstes Visionboard habe ich im September 2015 in Puycelci in Frankreich unter der Anleitung von M. aus Tasmanien gemacht. Wir waren mit einigen Frauen in das kleine Dorf hoch auf dem Berg gefahren, um den Abschluss unserer Coach-Ausbildung bei Barbara Sher zu feiern. Wir wussten nicht, ob wir uns jemals wiedersehen würden, denn wir kamen buchstäblich aus der ganzen Welt: Südafrika, Kanada, USA, Deutschland und eben Tasmanien. Die Ausbildung in Frankfurt hatte uns zusammengebracht.
Darum geht es
Visionboards sind mir suspekt
Ich fand die Idee, ein Visionboard zusammenzupappen mehr als suspekt. Was sollten mir ein paar bunte Bildchen, die ich aus Zeitschriften ausschnitt, schon groß über mich selbst verraten? Ich hatte ein paarmal etwas über die Technik gehört, meistens garniert mit Begriffen wie: „Gesetz der Anziehung“, Visionen verwirklichen, Visualisierung deiner Träume oder Statements wie „magische Dinge werden passieren“. Oh my… das konnte ja heiter werden! Was für ein esoterischer Quatsch!
Ich habe trotzdem nach M.‘s Anweisungen einige Kisten mit alten Magazinen, Kleber, Scheren, Tonpapier und was man sonst noch brauchte, in mein Auto gepackt und quer durch Frankreich gefahren. Versprochen ist versprochen. Sie konnte das schließlich schlecht alles aus Tasmanien mitbringen.
Das macht große Freude
Dann war der Tag des Workshops da und M.‘s großartiges Talent und Gespür alles anzuleiten. Es wurde ein Nachmittag im tiefenentspannten Flow. Kein bisschen Esoterik. Es war großartig. Es war völlig egal, ob ich irgendetwas „anziehen“ würde oder was aus meinen „Visionen“ werden würde.
Denn allein diese Stunden waren schon wunderbar: Eine Meditation zum Anfang, traumhafte Musik im Hintergrund, dazu ein schöner Raum, in den die Sonne schien. Niemand sprach, die Stimmung war zauberhaft. Und dann -ganz in mich versunken- Bilder, Worte, Schnipsel aus den Magazinen heraus zu suchen, zu arrangieren und aufzukleben: Was für ein wundervolles Erlebnis! Die Zeit verging wie im Flug.
Dann haben wir uns unsere Boards gegenseitig gezeigt. Haben uns ausgetauscht, falls gewünscht Ideen und Assoziationen zu dem, was zu sehen war, beigesteuert. Obwohl wir uns aus der Ausbildung schon gut kannten, war das für mich trotzdem fast zu viel – und gleichzeitig ein schönes Vertrauenserlebnis. Weil wir alle mit großem Respekt und Zuneigung miteinander umgegangen sind. Anders würde das auch nicht funktionieren. Eine Atmosphäre von Gut-aufgehoben-sein ist wichtig.
Immer wieder Visionboards
Ich habe inzwischen eine ganze Sammlung an Boards aus verschiedenen Jahren. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass sich vieles von den Boards in meinem Leben auch tatsächlich materialisiert hat. Aber das ein oder andere schon, wenn auch meistens mit gehöriger Verspätung. Beispielsweise tauchte ein roter Mantel in meinem Kleiderschrank auf, den ich drei Jahre vorher aufgeklebt hatte. Das ist mir aber erst aufgefallen, als mir das damalige Visionboard zufällig mal wieder in die Hände fiel.
Ob etwas daraus wird, ist mir allerdings auch nicht so wichtig. Ich glaube, dass die Boards für jeden anders funktionieren. Sie sind eben unglaublich wandlungsfähig. Auch das mag ich an ihnen. Jeder kann etwas anderes aus ihnen für das eigene Leben herauslesen. Oder sie auch nur als interessante Inspirationsquelle verstehen. Oder als anregendes Bild. Oder als bunte Kleberei.
Was mir besonders gefällt, ist, dass Visionboards Herz, Bauch und Kopf gleichermassen ansprechen. Das ist prima für eher etwas kopflastige Menschen wie mich: Erstmal ein bisschen Gedankenpause beim Bilder aussuchen haben und hinterher kann ich EWIG analysieren und auf geniale, neue Ideen kommen.
Der kleine Visionboard-Snack: Collage
Nicht immer entstehen große Boards oder mit einem so aufwendigen Prozess. Manchmal klebe ich auch nur kleinere Collagen zusammen. Um herunterzufahren, wenn ich arg gestresst bin. Einfach nur so, weil ich etwas gestalten will. Manchmal, um sie später als Schreibimpulse zu verwenden. Manchmal starte ich mit einer konkreten Frage. Manchmal nur mit der momentanen Stimmung.
Was dann entsteht kann alles zwischen albern und tiefschürfend sein. Wie bei den großen Boards eben auch. Was die papiernen Mosaike aber meistens können ist, die eher etwas versteckten Dinge ans Licht zu bringen: Ideen, Wünsche, Sehnsüchte und manchmal auch Lösungen für Schwierigkeiten oder versteckte Ressourcen.
Jederzeit in der Lage sein, ein Visionboard zu kleben
Damit ich auch spontan zu Papier und Kleber greifen kann, habe ich mir inzwischen eine große Sammlung an ausgeschnittenen Bildern und Wörtern angelegt. Ich liebe schon das Papierschnipsel ausschneiden… das geht sogar noch wenn ich manchmal ein bisschen zu viel „Watte im Kopf“ habe*. Etwas ausschneiden für eine spätere Klebe-Sessiongeht immer.
Dazu sammle ich noch schöne Bücher aus „zu verschenken“ Kisten. Es kostet mich zwar immer noch etwas Überwindung ein Buch zu zerschneiden, aber ich gewöhne mich dran.
Ich habe auch noch: Postkarten, Stoffreste, Printouts, Fotos, Bücherseiten….Spitze.. Aufkleber… Farbe… Filzstifte… Letteringübungen…
Am liebsten klebe ich auf Schwarz oder Dunkelblau. Und als allerneuesten Luxus habe ich angefangen, mir Zeitungen ausschliesslich zum zerschneiden zu kaufen. Teure Zeitungen! Solche, die ich mir sonst gar nicht kaufe. Je abgedrehter, desto besser.
Uiii – fühlt sich das dekadent an, da die Schere anzusetzen.
Es ist ein grandioses Gefühl, das zu tun. Und die Bilder und Texte sind schlicht und ergreifend meistens cooler, besser und toller. Und es geht schliesslich um MEIN Visionboard! Es tut mir gut, mir was zu gönne für mein Board, mein Hobby, meine Freude.
Mein Lieblingstipp:
Am Besten mal Zeitungen kaufen, die völlig an dem vorbei gehen, was du sonst kaufen würdest.
Das gibt spannende Boards! 😉
Eigene Workshops
Wenn mir jemand vor M.‘s Workshop gesagt hätte, dass ich „sowas“ selber mal machen würde, hätte ich nur ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Niemals! viel zu abgedreht…
Inzwischen habe ich aber so viele inspirierende, belebende Stunden mit dem Erstellen von Visionboards verbracht und positives Feedback von Teilnehmerinnen bekommen, dass ich mit meinem damaligen Selbst etwas nachsichtiger sein kann. Sie wusste einfach noch nicht, wie schön es ist, die Gedanken mal Gedanken sein zu lassen. Wie entspannend es ist, sich einfach treiben zu lassen. Ziellos zu entscheiden, sich nur von visuellen Eindrücken und spontanem „mag ich“ – „will ich“ leiten zu lassen.
Haben sie nun eine Wirkung oder nicht?
Keine Ahnung! – Und ich wüsste auch nicht, wie ich entscheiden soll, ob es eine zufällige Korrelation zwischen den Bildern und der Realität oder einen kausalen Zusammenhang gibt. Außerdem ist mir die Beantwortung der Frage nicht wirklich wichtig. Es macht mir einfach zu viel Freude, sie herzustellen. Sie müssen gar keinen tieferen Zweck oder ihre Herstellung ein Ziel besitzen. Ganz abgesehen davon, dass mehr als einmal die schnöde Realität zwischen mich und meine schönen „Visonen“ gegrätscht ist.
Und natürlich werde ich am Ende des Jahres doch wieder auf die zwei Visionboards schauen, die ich Anfang diesen Jahres gemacht habe. Man weiß ja nie… 😉
Die beiden Boards sind witzigerweise völlig unterschiedlich geworden. Eines hängt in meinem Büro, das andere bei mir zuhause. Vielleicht finde ich ja doch das ein oder andere auf magische Weise in meinem Jahresrückblick verwirklicht. Das fände ich dann sehr unterhaltsam.
*für Eingeweihte „fibro fog“
Nächste Termine im Mai:
Sonntag, 09. Mai und Samstag, 22.Mai 2021.
Jeweils von 11 bis 14 Uhr (mit Pause)
Weitere Infos gibt es hier.
Der Artikel ist im April 2021 zuerst auf www.ichbinviele.de/blog erschienen.